1.1.1. Situationsorientierter Ansatz (Freispiel) nach Krenz
Im Zentrum der aktiven Tätigkeiten eines Kindes steht das Spiel. Das (freie) Spiel hat eine hohe Bedeutung in der Entwicklung eines jeden Kindes, denn Kinder sammeln wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse in ihrem eigenen Handeln. Indem sie sich ausprobieren und Strategien entwickeln, lernen sie fürs Leben. Die Eigeninitiative ist für den Lernerfolg von großer Bedeutung. „Spiel“-Räume sollen daher frei wählbar sein und die Spielmaterialien erhalten von den Kindern während der Spielphase Funktionen und Sinn. In Lernprozessen werden Kompetenzen in den Bereichen Emotionalität, Körpererfahrung, soziale Beziehungen und geistige Erfahrungen in unterschiedlichem Tempo gebildet. Neue Lernsituationen können diese Kompetenzen verändern und vertiefen. Deshalb ist im Alltag das Freispiel eine wichtige Zeit für die kindliche Entwicklung.
Unsere Kita-Teams sehen sich als Begleiter der Kinder. Die Räumlichkeiten und Materialien werden auf die Kinder und deren jeweils aktuelles Interesse hin abgestimmt und angepasst.
Folgende Zielsetzungen sind für die Gestaltung des Freispiels in der Kita
wichtig:
Eigenständigkeit: Das Kind wählt das Spielmaterial, die Spielpartner, die Spieldauer und den Spielort.
Soziales Verhalten: Im Freispiel bedeutet dies aufeinander zuzugehen, Kontakt aufzunehmen, sich durchzusetzen und auch nachzugeben.
Gruppen- und Spielregeln beachten: Dies beinhaltet Rücksicht zu nehmen, im Rollenspiel alltägliche Situationen durchzuspielen und zu verarbeiten, sich an Neues heranzuwagen und eventuelle Misserfolge auszuhalten, anderen zu helfen, zu teilen, Freundschaften zu schließen.
Die Aufgabe der Mitarbeiter*innen während der Freispielphase ist es, zu beobachten, mitzuspielen, anzuregen und zu fördern sowie die: Dokumentation der im Spiel sichtbar werdenden Fähigkeiten und eventuellen Förderbereiche.
Beobachtung des Sprechverhaltens, des Verhaltens in der Spielgruppe, Unterstützung durch Mitspielen, um neue Spiele einzuführen, um Spielgruppen zu formen bzw. zusammenzuhalten, um kontaktschwachen Kindern im Freispiel zu helfen.
Anregung geben, die zu neuen Spielideen führen, Konflikte selbst zu lösen und Unterstützung zuzusichern.
Förderung einzelner Kinder durch gezielte Angebote z.B. Farben lernen, Förderung unsicherer Kinder in ihrem Selbstbewusstsein, sie ermutigen, ihnen Erfolgserlebnisse verschaffen, ihnen Sicherheit geben.
1.1.2. Montessori
Ein Kind wird mit dem Drang geboren zu lernen und zu wachsen. Das spontane Bedürfnis, sich aktiv mit der Umwelt auseinanderzusetzen, führt zu Erkenntnisprozessen, die die Persönlichkeit bilden. Die Erziehungsaufgabe sieht Montessori im Wesentlichen als einen Prozess der Selbsterziehung. Daher ist das Zitat „Hilf mir, es selbst zu tun“ zu dem Leitsatz in der Montessori-Pädagogik geworden.
Dieser Leitsatz enthält die beiden wichtigsten Komponenten der Montessori-Pädagogik:
Die Erwachsenen schaffen durch die vorbereitete Umgebung die Bedingungen, die das Kind braucht.
Das Kind treibt durch eigene Kraft seinen Wachstums- und Bildungsprozess voran.
Montessori beobachtete, dass schon kleine Kinder in der Lage sind, sich hochkonzentriert mit einer Sache zu beschäftigen und dadurch wesentliche Erfahrungen zu sammeln. Durch diese „Polarisation der Aufmerksamkeit“ setzt sich das Kind mit Dingen und Erscheinungen seiner Umwelt auseinander und lernt sie zu verstehen und in sein Denken einzuordnen. Dadurch gewinnt das Kind nicht nur Wissen über die Umwelt, sondern entwickelt auch Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen.
Jedes Kind durchläuft verschiedene Entwicklungsphasen. Diese enthalten nach Montessoris Beobachtungen durch sogenannte „sensible Perioden“. In diesen Phasen sind die Kinder besonders empfänglich und bereit spezifische Fähigkeiten zu erlernen. Für die Mitarbeiter*innen bedeutet dies, die sensiblen Perioden der Kinder genau zu beobachten. Gerade im alltäglichen Leben fordern die Kinder viel selbstständiges Handeln ein. Diesem Wunsch können wir durch die Übungen des täglichen Lebens (Hände waschen, An- und Ausziehen, Tisch decken, Blumen gießen) erfüllen. Dadurch erlangen die Kinder erste Selbstständigkeit.
Kinderhut setzt zudem Montessori-Materialien im Spiel- und Handlungsumfeld der Kinder ein. Der Respekt im Umgang mit Montessoris Grundgedanken zeigt sich in der methodischen Art die Lernprozesse eines Kindes zu fördern. Ziel ist es, die Kinder zu motivieren und ihnen die Freude am Lernen zu erhalten.
1.1.3. Emmi Pikler
Die Arbeit von Emmi Pikler ist unter anderem geprägt von dem Kernsatz „Lasst mir Zeit“. Sie ist der Überzeugung, dass ein Säugling kompetent zur Welt kommt und alles in sich trägt. Er besitzt schon eine eigene Persönlichkeit und wird eigenständige Schritte in der Bewegungsentwicklung gehen.
Anhand ihrer Beobachtungen entwickelte sie drei Säulen ihrer Pädagogik:
1. Die freie Bewegungsentwicklung
2. Das freie Spiel
3. Die beziehungsvolle Pflege
Die freie Bewegungsentwicklung
Die Kinder sollen sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln und ausreichend Zeit haben, neue Positionen und Körperhaltungen einzuüben. Die Mitarbeiter*innen bereiten Räume so vor, dass die Kinder ausreichend Platz und Möglichkeiten haben, um z.B. an geeigneten Möbeln das Stehen und spätere Laufen zu üben. Ein weiteres Eingreifen ist bei gesunden Kindern nicht erforderlich. Das Kita-Team verwendet keine unterstützenden Maßnahmen, um die Kinder in eine Sitzposition zu bringen oder das Laufen „zu üben“. Kinder, die noch nicht laufen können, werden von uns getragen oder krabbeln.
Auch bei den Mahlzeiten achten unsere Mitarbeiter*innen darauf, dass sie die Kinder nicht in eine Position bringen, die sie noch nicht alleine einnehmen können. Dies bedeutet, dass Säuglinge bei der Mahlzeit auf dem Schoß der Fachkräfte ihre Mahlzeiten bekommen, bis sie selber sicher sitzen können.
Kinderhut ist ebenfalls wichtig, dass die Kinder sich gut bewegen können, hierfür ist bequeme Kleidung erforderlich. Die Kinder dürfen und sollen sich viel barfuß bewegen.
Das freie Spiel
Kinderhut ist wichtig, dass die Räume so vorbereitet werden, dass ein freies Spiel möglich wird. Ausreichendes Spielzeug, viel von dem Gleichen, soll für eine Ausgeglichenheit in der Gruppe sorgen (siehe 3.4.1. Situationsorientierter Ansatz (Freispiel) nach Krenz).
Die beziehungsvolle Pflege
Kleinkinder machen während der Pflege die meisten ihrer sozialen Erfahrungen. Eine große Bedeutung misst Pikler in diesem Zusammenhang den Händen der Mitarbeiter*innen bei.
Nach dem Leitsatz „Da ist nie Eile oder Hast“ haben unsere Mitarbeiter*innen eine geduldige und abwartende Haltung und beobachten, wieviel das Kind schon von alleine kann. Dabei wird es aber nicht überfordert oder alleine gelassen, sondern stets vom Kita-Team begleitet. Beim Anziehen reicht es zum Beispiel oft schon aus, die Hose anzureichen oder mit Worten zu unterstützen. Die Eigenleistung wird von unseren Mitarbeiter*innen anerkannt und in notwendigen Situationen unterstützt. Kinderhut sieht es als Qualitätsmerkmal, die Kinder als Partner in der Pflege wahrzunehmen und mit ihnen zu kooperieren. Es wird achtsam auf die Signale des Kindes eingegangen und zu jeder Zeit der Blickkontakt gesucht.
Die Pflege fördert ein positives Selbstbild und das Kind „kann in seinem Körper wohnen“. Unsere Mitarbeiter*innen vermitteln durch achtsame Bewegungen und das sprachliche Ankündigen der Handlungen („Möchtest du schon deinen Socken ausziehen oder soll ich das machen?“), dass das Kind Partner in der Pflege ist und eigene Entscheidungen treffen darf. Das Kind ist kein Objekt an dem gearbeitet wird, sondern gestaltet seine Entwicklung mit.
Auch beim Essen ist das Kind altersgemäß beteiligt und wird von unseren Mitarbeiter*innen als Bezugspersonen begleitet und unterstützt. Sie reichen den Kindern schon früh Besteck und Gläser, sodass sie sich motorisch erproben können und selbstständiges Essen erlernen. Der Situation angepasst halten Mitarbeiter*innen das Glas mit fest oder füttern mit einem zweiten Löffel Essen zu.
Insgesamt bilden der alltägliche, gewohnheitsmäßige Ablauf und die Pflege das Besondere. Die dialogische Grundhaltung von Kinderhut sorgt für Entwicklung, für ein positives Körpergefühl und für den Aufbau von Resilienz und Selbstsicherheit.
1.1.4. Marte Meo
Marte Meo ist ein Handlungsansatz für pädagogische Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung und Förderung und unterstützt diese damit, Kinder besser zu verstehen und gezielter zu fördern. Der Name umschreibt, welche Zielsetzung Marte Meo verfolgt. Er stammt aus dem Lateinischen und bedeutet sinngemäß „aus eigener Kraft“.
Maria Aarts, die Begründerin von Marte Meo, geht davon aus, dass jedes Kind mit Initiative, einer sogenannten „inneren Goldmine“, geboren wird. Ein Kind trägt demnach Alles, was es zum Leben braucht, bereits in sich. Diese „Goldmine“ wird sichtbar, wenn die Initiative der Kinder wahrgenommen wird. Für die Mitarbeiter*innen bedeutet dies: „warten, folgen, benennen“. Wenn das Kind Initiative zeigt, unterstützt und begleitet das Kita-Team das Kind, indem es sprachlich in der Handlung begleitet wird. So nimmt es sich selbst wahr und entwickelt sein Selbstbild.
Marte Meo nutzt als unterstützendes Beobachtungsinstrument eine Video-Kamera. Damit werden Alltagssituationen in der Kita-Arbeit und dem Kita-Leben aufgezeichnet. Diese Video-Aufzeichnungen werden anhand des Marte Meo Ansatzes vom Kita-Team ausgewertet. Dabei wird das Kind unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Was tut es aus eigener Initiative? Wofür interessiert sich das Kind? In welchen Bildungsbereichen macht es gerade Entwicklungsschritte? Ebenso spielt das Handeln der Fachkräfte im Umgang mit den Kindern eine besondere Rolle, auch sie werden nach dem Marte Meo Ansatz analysiert. Dabei geht es um Fragestellungen, wie beispielsweise: Habe ich dem Kind genug Entwicklungsfreiraum gegeben? Bin ich der Initiative des Kindes gefolgt? Habe ich die Handlung des Kindes sprachlich begleitet? Der Ansatz nutzt ebenso unterschiedliche wissenschaftliche Grundlagen unter anderem der Psychologie, der Interaktions- und Kommunikationsforschung und der Neurobiologie.